Firmengeschichte:
JAKOB WARCHALOWSKI begann im Jahre 1858, in einem kleinen handwerklichen Betrieb Maschinen zu bauen und legte den Grundstock für das Unternehmen. |
Bald nach der Erfindung der Verbrennungskraftmaschine erkannte er die Bedeutung
dieses Vorstoßes in der technischen Entwicklung und begann, selbst die
Verbrennungsmotoren zu bauen. Der große Wirtschaftsraum der alten Monarchie war
ein dankbares Absatzgebiet für die Stationärmotoren, und in weiterer Folge
konnten Söhne dieses Pioniers den Betrieb ausbauen, zahlreiche Patente
entwickeln und mit der bekannten deutschen Firma Werner &
Pfleiderer in Verbindung treten. Die Entwicklung der Fliegerei brachte auch für
diese Firma den Flugmotorenbau, und 1913 gründete AUGUST WARCHALOWSKI die
"Industriewerke Warchalowski, Eissler & Co". Damals wurden bereits 2000
Leute beschäftigt.
Im letzten Kriegsjahr des 2. Weltkriegs wurden die Werkshallen (in der
Paulusgasse 3) von mehreren Bomben getroffen und die Einrichtungen zerstört.
Der Wiederaufbau des Werkes war nicht zuletzt auch einer Handvoll beherzter
Werksangehöriger zu verdanken.
Nach der Aufbauphase erzeugte Warchalowski Stationärmotoren von 4 bis 42 PS,
auch in Verbindung mit Aggregaten verschiedener Art (Strom-, Schweiß- und
Pumpenaggregate). Nach Entwicklung des luftgekühlten Dieselmotors in
Leichtbauweise mit 2, 3 und 4 Zylindern wurde nach Fertigung eines Prototyps
1956 mit dem serienmäßigen Bau von Traktoren von 14 bis 50 PS begonnen.
Das Werk Warchalowski hat durch seine Qualitätserzeugung bewiesen, dass ein
privatwirtschaftlicher Betrieb auch in größeren Wirtschaftsräumen zu bestehen
vermag. Die Exportmärkte reichten bereits in die fernen Länder Indochina,
Brasilien, USA usw.
Die große "Traktorflaute" machte auch vor Warchalowski nicht halt, und um 1970
lief die Fertigung von Traktoren mit eigenem Motor aus. Heute (1998) existiert
Warchalowski nicht mehr als selbständige Firma; sie wurde von Case-IH
aufgekauft.
Die von Warchalowski in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg erzeugten Diesel-Motoren
verdienen besondere Erwähnung, weil sie auch von anderen Traktorherstellern
verwendet wurden (Lindner, Kirchner, Krasser usw.). Es sind dies die von Prof.
HANS LIST (Graz), dem Gründer des weltberühmten Instituts AVL, entworfenen
V-2-Zylinder-Dieselmotoren mit Direkteinspritzung, die sich hervorragend
bewährten (aber erst nach Behebung vieler "Kinderkrankheiten": Eine von ihnen
war das ursprünglich bei der Schwungscheibe angebrachte Kühlgebläse, das nur für
unzureichende Kühlung sorgte und durch ein sich zwischen den Zylindern
befindendes ersetzt werden musste!) und von denen viele heute (1998) noch im
Einsatz sind. Sie waren damals hochmoderne
Maschinen und galten als Musterbeispiele fortschrittlichen Motorenbaues.
Dagegen waren die vom V-2-Motor abgeleiteten 3- und 4-Zylinder-Modelle (Motoren D 32 und
D 41) sehr problematisch, denn bei Dauervollbelastung tendierte das
Kurbelwellenmittellager zu völlig unvermutetem Blockieren. Der
3-Zylinder-V-Motor war eine "Kuriosität", die zum Patent angemeldet wurde;
V-Motoren mit ungerader Zylinderanzahl waren sehr rar!
Die Traktorenerzeugung
Warchalowski nahm 1955 die Erzeugung von Traktoren auf. Das erste Modell war der
WT 14 mit dem hauseigenen, luftgekühlten D 21 V-2-Zylinder-Dieselmotor und
ZF-Getriebe. Die Kombination Warchalowski-Diesel + ZF-Getriebe" sollte bis ca.
1970 typisch für alle Warchalowski-Traktoren sein. Dann folgten die Modelle WT
20, WT 25, WT 21, WT 30, WT 33, WT 38, WT 40, WT 42, WT 44 und T 50. Alle
diese Traktoren hatten einen Warchalowski-Diesel und ein ZF-Getriebe. Sie waren
als schlanke "Tragschlepper" konzipiert, unter deren Wespentaille man
Zwischenachsgeräte montieren konnte (was nicht allzu oft gemacht wurde).
Außerdem waren sie leicht und daher als Pflegetraktoren gut zu gebrauchen. Was
das hydraulische Hubwerk - das von Bosch stammte - betrifft, so flirtete man
ursprünglich mit der in Deutschland eine Zeit lang populären 4-Punkt-Aufhängung
(sie wurde noch 1960 angeboten!), ging aber dann doch zur international
akzeptierten 3-Punkt-Aufhängung über. Außer der Normalausführung gab es bei
vielen Modellen auch noch Sonderausführungen: Ein "A" hinter der
Modellbezeichnung stand für "Allrad", ein "B" für "Berg" und ein "S" für
"Schmal- spur". Die Bergtraktoren hatten im allgemeinen kleinere (und breitere)
Hinterräder und weniger Bodenfreiheit, um den Schwerpunkt zu senken und dadurch
die Kippsicherheit zu verbessern. Bei den stärkeren Modellen wurde oft eine
Doppelkupplung als Wunschausrüstung angeboten (manchmal auch als Standard), was
den Betrieb gezogener Mähdrescher oder Rübenroder beträchtlich vereinfachte. Die
2-Zylinder-Modelle bewährten sich außerordentlich gut, während - wie schon
erwähnt - die 3- und 4-Zylinder-Modelle Probleme mit dem Mittellager der
Kurbelwelle hatten. Warchalowski führte eine großzügige (und kostspielige)
Umbauaktion aller sich im Feld befindlichen 3- und 4-Zylinder-Traktoren durch
(mittleres Kurbelwellenlager, Kupplungsausrücklager und Getriebeantriebswelle),
um die Mängel dieser Traktoren zu beheben. Dies mag einer der Gründe dafür
gewesen sein, dass (ungefähr ab 1968) Warchalowski statt seiner eigenen Motoren
solche von IH einbaute. Diese IH-Motoren waren robust und
hatten eine sehr gute "Dauerstandfestigkeit". Damit war der Traktor fast kein
österreichischer mehr, denn auch das Getriebe stammte aus dem Ausland (in diesem
Fall: Deutschland); lediglich das "Mittelstück" des Traktors, die Verkleidung,
das Hydraulikgestänge und die angetriebene Vorderachse der Allrad-Modelle wurden
von Warchalowski gefertigt (siehe die ähnliche Situation beim Hofherr-Schrantz "Austro-Junior"!).
Die in den 1980er Jahren unter dem Namen "Warchalowski" vertriebenen Modelle DN
xxxx werden in diesem Buch nicht erwähnt, weil sie eigentlich De-Nardi-Traktoren
waren, an denen man "Warchalowski"-Schilder anbrachte.
Der Grund für die Einstellung des Traktorenbaues war, dass der Betrieb für die
zunehmende "Technologisierung" zu klein und die Entwicklungskosten in Hinblick
auf die geringen Stückzahlen zu hoch waren.
Noch einige allgemeine Bemerkungen zu den Warchalowski-Traktoren:
o Bis auf den WT 14 hatten alle eine Plastik-Motorhaube.
o Bis auf den WT 30 hatten alle einen unter dem Kupplungsgehäuse eingegossenen
Schalldämpfer.
Quelle: "Österreichische Traktoren bis 1975" - Band II, BULLDOG PRESS